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I.G. Traßler: Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie – Sechster Teil;Brünn 1820

Aus: Die Burgvesten und Ritterschlösser der österreichischen Monarchie –
Nebst der topographisch pittoresken Schilderung ihrer Umgebungen, der Lebensweise und Characteristik des Ritterthums und den Geschichten und Sagen der österreichischen Vorzeit.
Sechster Teil
I.G. Traßler - Brünn 1820

DAS SCHLOSS MÖDERNDORF IN KÄRNTEN

Das gegenwärtig sehr im Verfalle sich befindende Schloßgebäude war vormals das Stammhaus der Möderndorfer, dann ein Eigenthum der berühmten Familie Keutschach, aus welcher Leonhard von Keutschach vom Jahre 1495 bis 1513 Erzbischof zu Salzburg war, und sich durch seine musterhafte Staatswirtschaft, und andere grosse Eigenschaften auszeichnete. Das Wappen der Keutschacher (eine Rübe im Felde) ist mehrere Male in Möderndorf zu sehen, und unter andern finden sich in der Kirche zwei große Familiengemählde, aus denen sich nicht unwahrscheinlich schließen läßt, daß mit Wolf Leonhard von Keutschach im Jahr 1646 der Mannstamm dieses Geschlechtes ausgegangen, das Gut Möderndorf aber an seinen Schwiegersohn, Maximilian Freiherrn von Jabornig und Gamseneg gekommen sei.
Gegenwärtig ist Möderndorf nur noch ein landtäßliches Eigenthum ohne Unterthanen, und in der Hand eines Bauers. Die Maierschaft, aus welcher es nun bestehet, ist ohne Belang. Das Beste dabei mag wohl eine an der Glan liegende Mauth und Sägemühle seyn. Valvasors Abzeichnung dieses Schloßes ist noch jetzt ähnlich. Ein kleines Burgfried, dessen gesamte Inwohner sich nur auf 70 Seelen belaufen, ist dem Gute bis auf die neueste Zeit von seinen alten Herrlichkeiten übriggeblieben.

Es befinden sich hier mehrere römische Denksteine, deren Inschriften in Mayers Topographie und Statistik abgedruckt sind. Wir fanden sie insgesammt, untersuchten ihren Zustand, und müssen bemerken, daß sie dem Character der Schrift zu Folge unter die schönsten und reinsten gehören, welche wir in der reichen Gegend des Zollfeldes gesehen haben. Uns sprach insbesondere der Grabstein einer zwölfjährigen Karthagerinn an, und wir können uns nicht enthalten, seine Auffschrift hierher zu setzen. Sie heißt:

d. M.
Non Gravis
Hic Texit Tumu
Ius Te Punica
Virgo
Musarum Amor
Et Charitum
Erasina Volup
Tas An. XII

Leicht bedeckte dich hier der Hügel, o punische Jungfrau, ländlicher Grazien Luft, und Liebling heiterer Musen. Alt 12 Jahr.

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